Im Gastartikel von Stefanie Delz berichtet die erfahrene Logopädin über eine der vielen berührenden Momente, in denen Tiere eine “kommunikative Schlüsselrolle” spielen.

Stefanie Delz ist Logopädin, NF!T & MST Therapeutin und Therapeutin für tiergestützte Therapie. Sie lebt mit ihrer 2013 ausgebildeten Therapiebegleithündin Mara: eine intelligente Pudeldame, in der Nähe von Wismar. Aktuell arbeitet Stefanie im Sozialpädiatrischen Zentrum der Uniklinik Rostock. Sie engagiert sich im Netzwerk Unterstützte Kommunikation Mecklenburg-Vorpommern und im Dysphagie Netzwerk Nord. Stefanie ist trotz zahlreicher Fortbildungen immer bereit Neues zu lernen.

Kann ein Pudel sprechen?

Nein, nicht so wie wir es kennen. Selbst ein nicht ausgebildeter Hund kann eine große Resonanz bei eingeschränkten Menschen hervorrufen. Als ich mit meiner jungen Pudel Hündin die Ausbildung zur tiergestützten Therapie begonnen hatte, durfte Sie mich bereits begleiten. Wir waren in einer geriatrischen Einrichtung (Alten- und Pflegeheim). Dort sprach mich eine Mitarbeiterin an, ob ich mir mal Ihren Vater ansehen könnte. Sie war sehr besorgt um Ihn, denn er war erst seit kurzem dort und sprach mit niemanden. Auch die Tochter fand keinen Kontakt mehr zu ihm und war sehr traurig.

Ein hoffnungsloser Fall

Also ging ich zu ihm. Er lag im Bett und auch ich konnte ihn nicht „erreichen“. Weder durch das Suchen des Blickkontaktes, durch Ansprache und Singen noch durch vorsichtigen Körperkontakt. Es war als wäre er in seiner eigenen Welt „gefangen“. Ich versprach der Tochter noch einmal wiederzukommen. Dann brachte ich Mara mit.

Mara nimmt Kontakt auf

Hr. M. saß an der Bettkante und starrte reglos auf das Frühstückstablett vor ihm. Ich setzte mich zu ihm und begrüßte ihn. Wie erwartet erhielt ich keine Reaktion. Nach einiger Zeit realisierte er die Anwesenheit des Hundes. Er streichelte schweigend den Kopf von Mara. Ihr weiches, lockiges Fell zauberte ihm ein Lächeln ins Gesicht. Dann sah ich, wie sein Blick das unberührte Marmeladenbrot fixierte. Nun gab es zwei Möglichkeiten. Er würde beginnen zu frühstücken oder, was ich ahnte, dem Hund das Marmeladenbrot geben. Ich sprach ihn an, und sagte, dass das Marmeladenbrot gut für ihn, aber nicht für den Hund sei. Darauf hin schaute der Herr mich das erste Mal wirklich an. Ich sagte, das es etwas geben würde bei seinen Frühstückssachen das sich besser eignen würde. Darauf suchte er das Tablett ab und sein Blick blieb an einer Banane hängen. Ich bestätigte ihm, dass dies in Ordnung wäre. Er nahm die Banane, schälte Sie eigenständig und brach für den Hund ein Stückchen ab. Mara nahm dies brav und vorsichtig an. Für mich eigentlich unerwartet, denn mein Hund mag Bananen sonst nicht. Aber alle schienen zufrieden. Nach einer Weile verabschiedeten wir uns von Hr. M. und ich berichtete der Tochter von dem positiven Treffen. Sie freute sich darüber und bat mich wiederzukommen. Ergebnis offen sagte ich zu. In der darauffolgenden Woche berichtete die Tochter mir, das ihr Vater friedlich verstorben war.

Warum tiergestützten Therapie deine Therapieergebnisse verbessert

Dieses Erlebnis bestätigte meine Entscheidung zur tiergestützten Therapie. Mittlerweile ist Mara eine erfahrene Co-Therapeutin und hat nicht nur geriatrischen, sondern auch zahlreichen Kindern in der interdisziplinären Frühförderung Mut gemacht und Ihnen eine Brücke in die Kommunikation gebaut.
Wir haben 2013 die Therapiehundeausbildung erfolgreich absolviert und sind ein eingespieltes Team. Zusammen haben wir viele schöne und bewegende Momente mit großen und kleinen Patienten erlebt.

Große Unterschiede zwischen den Ausbildungen

Vielen Kolleg*innen ist die feine, aber wichtige Unterscheidung von tiergestützter Therapie, tiergestützter Pädagogik und tiergestützter Intervention nicht bewusst. Dadurch können Missverständnisse auch gegenüber Ärzt*innen, Patien*innen und Kostenträgern entstehen.

Deine Meinung ist gefragt, liebe memole Leser*in!

Wir überlegen einen Onlinekurs über eben die Differenzierung zu produzieren. Du lernst darin:
– Den Unterschied zwischen tiergestützter Therapie, tiergestützter Pädagogik und tiergestützter Intervention kennen
– Welche Tiere sich für welchen (Therapie)bereich eignen.
– Was die Voraussetzungen bei Mensch und Tier für eine Ausbildung in tiergestützter Therapie/ tiergestützter Pädagogik/ tiergestützter Intervention sind.
– Welche positiven Effekte eine Begleitung durch ein Tier in der Therapie haben kann.

Bitte nimm dir kurz für unsere Mini-Umfrage mit 4 Fragen Zeit. Vielen herzlichen Dank! (Die Frist ist abgelaufen.)