Es ist sinnvoll, den Bereich der Konzentration und Aufmerksamkeit nicht anhand einzelner beobachtbarer Situationen zu beurteilen, da bei nahezu jeder Tätigkeit Konzentration und Aufmerksamkeit gefordert ist. Stattdessen solltest du dir die nachfolgenden theoretischen Grundlagen bei der Beobachtung und Bewertung einer Situation stets bewusst ins Gedächtnis rufen:
Aufmerksamkeitsdauer:
Die Dauer der Aufmerksamkeit (= Konzentration) ergibt sich aus dem Alter des Kindes multipliziert mit 2. Dies bedeutet, dass sich beispielsweise ein Kind im Alter von 7 Jahren maximal 14 Minuten am Stück konzentrieren können sollte. Die enorm hohen Ansprüche an die Konzentration und Aufmerksamkeit werden der Gesellschaft von unserem Schulsystem “eingetrichtert”, sind aber fern ab von der physiologischen Aufmerksamkeitsdauer eines Kindes.
Dies kannst du dir auch bewusst machen, indem du dich einmal selbst beobachtest. Wie lange gelingt es dir, dich auf eine Aufgabe zu fokussieren, ohne auf dein Smartphone zu schauen, aus dem Fenster zu schauen, die angezeigte Benachrichtigung deines E-Mail-Postfaches zu öffnen, etc.? Solange wir uns nicht in einem sogenannten “Flow” befinden, benötigen selbst wir Erwachsenen im Durchschnitt nach 45-60 Minuten eine Pause.
- Wie und wo entsteht Konzentration?
- Wie und wo entsteht Aufmerksamkeit?
- Welche Grundvoraussetzungen sind dafür nötig?
Die Konzentration/ Aufmerksamkeit ist das Ergebnis einer guten Alertness (=zentralnervösen Wachheit des Gehirns). Die Alertness wird über die Formatio Reticularis im Stammhirn gesteuert. Diese steuert u.a. auch den Muskeltonus. Daraus lässt sich ableiten, dass ein hoher Muskeltonus automatisch auch zu zentralnervöser Wachheit führt und somit die Grundlage für konzentriertes Arbeiten bildet.
Dies zeigt,
– wie wichtig ein ergonomischer Arbeitsplatz für konzentriertes Arbeiten ist. Kinder, die nicht die Möglichkeit haben, entspannt mit geradem Rücken und festem Stand auf dem Boden am Tisch zu sitzen, sondern im schlimmsten Fall “mit der Nase auf dem Blatt hängen”, haben keine Möglichkeit, sich über einen längeren Zeitraum zu konzentrieren.
– dass Kinder, die einen geringen Muskeltonus aufweisen, zunächst an ihrem Muskeltonus arbeiten müssen, bevor sich die Konzentration/ Aufmerksamkeit verbessern kann. Meist reichen kurze Bewegungsübungen aus, um den Tonus zu erhöhen und somit gleichzeitig die Alertness und die Konzentration/Aufmerksamkeit zu verbessern.